Art & Culture

Zwischen sich verändernden Körpern und Social Media Alptraum: Künstlerin Albana Ejupi

Mit ihren vibrierenden großformatigen Gemälden hat sich Albana Ejupi in Wien bereits einen Namen gemacht. Seit geraumer Zeit hängen sie sogar in der Lukas Feichtner Galerie. Darüber hinaus erobert die Künstlerin gerade auch andere Metropolen. Höchste Zeit Albana Ejupi zum Interview zu bitten.

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Als junge Künstlerin: Wie haben Sie Ihren Weg in die Kunstwelt gefunden?

Albana Ejupi: "Um ehrlich zu sein, war die Kunst schon immer ein wesentlicher Bestandteil meines Lebens.  Trotzdem war ich noch kurz vor dem Abitur davon überzeugt, dass ich Medizin studieren und Arzt werden würde. Glücklicherweise gab ich meiner Leidenschaft nach und entschied mich für das, was mich wirklich erfüllt, und beschloss, Kunst zu studieren.  Schritt für Schritt begann ich, meinen eigenen Stil und meine eigene Technik zu entwickeln. Der Weg dorthin, wo ich jetzt bin, war sicherlich schwierig, vor allem das Knüpfen von Kontakten in einem fremden Land, in dem man nicht einmal die Sprache spricht. Dennoch denke ich, dass der Kampf ein Teil meiner künstlerischen Persönlichkeit geworden ist und auch meiner Arbeit zugute kommt." 

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Wer oder was hat Ihre Vorstellung vom Künstlerdasein beeinflusst, bevor Sie sich entschlossen haben, selbst einer zu werden? 

Albana Ejupi: "Einer meiner ersten 'starken' Einflüsse kam von meinem ersten Kunstkurs, an dem ich teilnahm und in dem ich zum ersten Mal lernte, Kunst zu praktizieren und meine Leidenschaft wirklich intensiver zu erleben. Danach beschloss ich sofort, mich an der Kunstakademie von Pristina einzuschreiben. Aber im Laufe der Jahre gab es viele verschiedene Personen, wie Professoren und andere Künstler, sowie viele verschiedene Erfahrungen, Beziehungen und Emotionen, die meine Wahrnehmung des Künstlerdaseins beeinflussten."

In einem Interview sagten Sie, dass sich Ihre Arbeit um Intimität dreht, weil diese durch die Digitalisierung, z. B. durch soziale Medien, bedroht ist. Wie wirkt sich das Ihrer Meinung nach auf uns als Individuum und die Gesellschaft als Ganzes aus?

Albana Ejupi: "Nun, ich denke, die meisten Menschen haben inzwischen erkannt, dass sich die soziale Interaktion allmählich ins Internet verlagert hat. Es ist normal geworden, das soziale Leben parallel in der digitalen Welt durch soziale Medien zu erleben. Die Digitalisierung und die sozialen Medien haben sicherlich ihre Vorteile, aber ich glaube dennoch, dass der Mensch ein evolutionäres Bedürfnis nach Beziehungen und Interaktionen im 'echten Leben' hat, das heutzutage immer mehr in Frage gestellt wird.

"Künstler:innen müssen lernen, dass Leidenschaft und Arbeit immer im Alltag und in den Gedanken präsent sind." - Albana Ejupi

Was inspiriert Sie sonst noch bei Ihrer Arbeit?

Albana Ejupi: "Ich denke, dass ich persönlich ein wenig von menschlichen und tierischen Körpern besessen bin. Ich bin besonders neugierig darauf, wie sich Körper entwickeln und mit der Zeit älter werden und wie wir uns im Laufe der Zeit körperlich verändern. Andererseits interessiere ich mich auch sehr für die Beziehungen zwischen Mensch und Tier. Viele meiner Bilder zeigen Körper in verschiedenen Positionen. Die Vielfalt der Verbindungen spiegelt die Vielfalt der menschlichen Beziehungen wider."

Gibt es für Sie als "Künstlerin" eine Pausentaste oder nehmen Sie die Informationen, die Ihnen die Umwelt bietet, auf und setzen sie in Bruchstücke für Ihre Arbeit um?

Albana Ejupi: "Das ist eine gute Frage. Als Künstler gibt es so etwas wie eine 'Pausentaste' leider nicht wirklich [lacht]. Aber im Ernst, Künstler:innen müssen lernen, dass Leidenschaft und Arbeit immer im Alltag und in den Gedanken präsent sind. Natürlich gibt es Momente, die man mit seiner Familie und seinen Freunden außerhalb der Arbeit genießt, aber man weiß nie, wann es einen wieder erwischt."

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Ihre aktuelle Ausstellung trägt den Titel "There's beauty within your nakedness". Erklären Sie bitte, was der Titel für Sie bedeutet!

Albana Ejupi: "Ich bin auf einen Text mit diesem Titel gestoßen, den ich gelesen habe, und ich hatte vom ersten Moment an das Gefühl, dass das Konzept, wie ich den menschlichen Körper sehe und darstellen möchte, sehr tiefgründig ist. Andererseits liegt mein Hauptaugenmerk auf der Darstellung von Körpern in ihrer wirklich realen Form, ohne jegliche Modifikationen, die wir heutzutage irgendwie mit falscher Schönheit verbinden. Daher bezieht sich der Titel auf emotionale oder psychologische Verletzlichkeit, wie z. B. die Offenlegung der eigenen Gedanken oder Gefühle, und auf die Bewegung der Akzeptanz unserer Körper, unabhängig von Größe, Form, Hautfarbe, Geschlecht und körperlichen Fähigkeiten."

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Woran arbeiten Sie derzeit und was steht als Nächstes an?

Albana Ejupi: "Da die aktuelle Ausstellung noch bis zum ersten April in der Galerie Lukas Feichtner zu sehen ist, sind die weiteren Projekte für dieses Jahr folgende: Vom 1. April bis 7. Mai bin ich in der Rondell Galerie in Graz, von April bis Mai in der Galerie Burkhard in Düsseldorf. Dann geht es nach Portugal, wo ich in Lissabon bei der Arco Kunstmesse von 25. bis 28. Mai vertreten bin. Darauf folgt eine Ausstellung im Museum Podgorica und anschließend sind meine Werk in einer Ausstellung im Museum Hangar 7 in Salzburg zu sehen."

Fotos Markus Morianz

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